Wenn Maschinen Meinung machen

Journalismuskrise, Social Bots und der Angriff auf die Demokratie

von Michael Steinbrecher (Herausgeber), Günther Rager (Herausgeber)

Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Westend; Auflage: 1 (1. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3864892112
ISBN-13: 978-3864892110
Größe: 13,9 x 2,7 x 21,7 cm

Wenn Maschinen Meinung machen

Journalismuskrise, Social Bots und der Angriff auf die Demokratie

Auszug aus dem Vorwort „Wenn Maschinen Meinung machen – Schauplätze des Wandels“ (Michael Steinbrecher und Günther Rager)

Big Data, die digitale Transformation, künstliche Intelligenz – wir wissen mittlerweile, dass sich unsere Gesellschaft rasant verändert. Welche Begriffe auch immer durch die Debatte geistern, deutlich wird: Neue Technologien schaffen auch neue Probleme, die wir bisher noch nicht mal ansatzweise verstanden haben. Social Bots manipulieren die Meinungsbildung. Fake News beeinflussen Wahlen und Abstimmungen. Filterblasen und Algorithmen definieren, welche Informationen uns das Internet bereitstellt.

Wie weit geht diese Veränderung unserer Gesellschaft? Ist sie ein Angriff auf die Demokratie? Was will das Silicon Valley, von dem so viele Veränderungen ausgehen, wirklich?

(…) Wenn Maschinen uns nicht nur im Alltag helfen, sondern beeinflussen und Meinung machen, dann treten sie uns in der Regel nicht offen gegenüber. Social Bots sind beispielsweise Programme, die in den sozialen Netzwerken menschliche Verhaltensmuster simulieren. Diese Algorithmen erscheinen mit Tarnkappe und verschleiern häufig ihre Absicht und den Absender. Sie beteiligen sich millionenfach auf diversen Plattformen auch an politischen Diskussionen. Aber wollen die Menschen wirklich mit Bots kommunizieren? Wollen sie nicht wenigstens wissen, ob sie es mit einem Menschen oder einer Software zu tun haben? Ist es nicht unser Recht zu erfahren, von wem wir wirklich und mit welcher Absicht angesprochen werden und mit wem wir im Netz »befreundet« sind? Zu erfahren, welchen Einfluss Social Bots und andere Maschinen auf den öffentlichen Diskurs haben? Wer hilft uns herauszufinden, wer diese Algorithmen einsetzt? Ist das eine neue Aufgabe des Journalismus? Und grundsätzlicher gefragt: Wie kann, wie soll Journalismus im digitalen Zeitalter agieren? Welche alten Zöpfe muss er abschneiden? Und wie kann er sich sinnvoll erneuern?

Fünfzehn Master-Studierende am Institut für Journalistik in Dortmund stellen in diesem Buch Fragen und suchen nach Antworten. Sie alle sind getrieben vom Wunsch, den Journalismus der Zukunft mitzuprägen. Und sie alle wissen: Er wird nicht mehr so sein wie bisher. Sie machen sich Gedanken über die Frage, ob die Kritik an der aktuellen Form des Journalismus berechtigt ist und warum sie so heftig ausfällt. Sie versuchen zu ergründen, welche gewaltigen Möglichkeiten und Gefahren die fortschreitende Digitalisierung für die Nutzer der Technik mit sich bringt. Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen Wahlkampfstrategien, Populismus, technischen Veränderungen und journalistischem Verhalten? Mit welchen Auswirkungen auf Wahlen und Rezipienten? Und sie fragen sich: Was bedeuten all die Veränderungen, die wir derzeit erleben, für den öffentlichen Diskurs, ihre eigenen beruflichen Ambitionen, aber auch für ihr privates Leben? Wir, als Lehrende am Institut für Journalistik, haben sie bei der Suche nach den wichtigen Fragen und den möglichen Antworten unterstützt. Und unser Eindruck war: Die Studierenden beschäftigen sich mit hoher intrinsischer Motivation mit diesen Themen.

Dieses Buch will da ansetzen, wo die Essays ihrer Vorgänger im Buch Meinung, Macht, Manipulation – Journalismus auf dem Prüfstand (Westend Verlag 2017) aufgehört haben. Die Themen drängen zum Handeln. Denn es geht nicht nur um Meinungsmache. Es geht um Kontrollverlust.