Familienbande – Was uns verbindet, was uns trennt
Nachtcafé. Das Leben in Geschichten – SWR Fernsehen
von Michael Steinbrecher (Autor), Martin Müller (Nachwort), Mathias Jung (Mitwirkende)
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Klöpfer & Meyer (25. Oktober 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3863514297
ISBN-13: 978-3863514297
Größe: 13,1 x 2,5 x 20,8 cm
Familienbande – Was uns verbindet, was uns trennt
(Auszug aus Michael Steinbrecher, „Familienbande – was und verbindet, was uns trennt“, Klöpfer-Verlag, 2017)
Jeder Mensch wird durch seine Familie geprägt – ob er will oder nicht. Für die einen bleibt die Herkunftsfamilie ein Leben lang ein Bezugspunkt, für andere ist es wichtig, ihr so schnell wie möglich zu entfliehen. In jedem Fall bleibt sie ein Leben lang ein Thema, auch wenn längst die eigene Familienplanung erfolgt ist. Im besten Fall ist der gesamte Familienverband, den man heutzutage glücklicherweise auf verschiedenste Arten leben und gestalten kann, eine Schicksalsgemeinschaft durch dick und dünn, ein liebevolles Miteinander voller Gemeinsamkeit und des füreinander Einstehens. Doch mitunter sind Familien auch Orte der tiefen Verletzungen und der offenen Wunden, teilweise bis zu Neid, Missgunst und blankem Hass.
Die Familie wird häufig als die »Keimzelle der Gesellschaft« bezeichnet. Ist sie das? Wenn wir heute über Familie reden, dann sind wir mitten in den Themen unserer Zeit. Denn das, was wir unter Familie verstehen, ändert sich rasant. Wofür steht in einer Zeit, in der wir viel über Individualisierung und Selbstverwirklichung reden, überhaupt noch die Familie?
Ist die Keimzelle Familie gerade auf dem Weg, ihre DNA so zu verändern, dass sie sich überflüssig macht? Worin bestehen »Familienbande« heute noch? Was ist es, was uns verbindet? Was ist das, was uns trennt?
Wenn wir darüber sprechen, dass sich unser Bild von Familie in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert hat, dann lohnt die Frage: Wie sieht denn unser traditionelles Familienbild aus? (…)
Was sind die Qualitäten, die wir im Idealfall mit Familie verbinden? Vielleicht das Einstehen füreinander. Das Beieinandersein auch in Krisen. Das Zueinanderhalten, selbst wenn jemand Fehler macht und Unrecht begeht. Und das Gefühl: Ich bin nie allein. Da gibt es Menschen, auf die ich zählen kann. Egal, was kommt.
Ist die Welt heute kälter? Verlieren wir den Zusammenhalt? Was trennt Familien? Ist es die Individualisierung? Ist es die Mobilität? Trennen wir uns, weil wir weniger voneinander abhängig sind? Das ist die eine Seite. Und die andere?
Wir alle wissen, dass das Bild der heilen Familie oft nur eine aufgehübschte Fassade ist. Dahinter tun sich immer wieder Abgründe auf. Wenn Menschen zu der traditionellen Kernfamilie mit Vater, Mutter und Kindern als Regelmodell zurückwollen, dann kann man ihnen entgegenhalten: Wirklich? Mit welchen Konsequenzen? Wollen wir zurück in eine Welt, in der alleinerziehende Väter und Mütter an den Rand gedrückt werden? In denen unverheiratete Paare, die in sogenannter »wilder Ehe« leben, keine Wohnungen bekommen? Haben wir vergessen, dass zu Zeiten der traditionellen Kernfamilie homosexuelle Paare strafrechtlich verfolgt wurden?
Der Preis eines für alle geltenden Familienmodells ist die Ausgrenzung all der Menschen, die anders leben wollen. Wer will in eine solche Welt ernsthaft zurück? In eine Welt, in der Vergewaltigung in der Ehe nicht strafbar war? In eine Welt, in der Frauen ihre Männer um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie einem Beruf nachgehen wollten?
(…) In diesem Buch tauchen Sie ein in zwölf Leben. In zwölf Geschichten, die Ihnen hoffentlich Anregungen geben, über Ihr eigenes Leben nachzudenken. Die Menschen, die Sie in diesem Buch kennenlernen, sind nicht prominent. Aber sie sind angefüllt von Familienerfahrungen. Sie haben den Wunsch, damit auch Ihnen auf unterschiedlichen Ebenen Denkanstöße zu geben.