Meinung Macht Manipulation:

Journalismus auf dem Prüfstand

von Michael Steinbrecher (Herausgeber), Günther Rager (Herausgeber)

Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: Westend Verlag; Auflage: 1 (1. März 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3864891655
ISBN-13: 978-3864891656
Größe: 13,1 x 3 x 21,6 cm

Meinung Macht Manipulation:

Journalismus auf dem Prüfstand

Wie viel Vertrauensverlust können sich die Medien noch leisten? – Junge Journalisten zeigen Wege aus der Glaubwürdigkeitskrise

Zum einen werden viele junge Medienmacher – und das wird in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen – nach wie vor von einer Aufbruchsstimmung getragen. Wir erleben eine Zeit für Pioniere. Kaum etwas scheint in dieser Medienwelt noch so, wie es für die letzte Generation selbstverständlich war. Neue Darstellungsformen entstehen. Immer wieder neue Wege, sich mitzuteilen. Sich auszutauschen. Es ist die Zeit der Experimente. Die Selbstsicherheit von Chefredakteuren der traditionellen Medienbetriebe, die vor zwanzig Jahren noch zu spüren war, ist verflogen. Sie ist häufig einer Verunsicherung, oder – positiv formuliert – einer Neugier gewichen. Denn niemand weiß genau, wo es langgeht in den nächsten Jahren. Welch eine Zeit für die die jetzt in den Beruf drängen! Bei ihrem Berufseinstieg erwartet sie nicht mehr die Welt der jahrzehntelang ausgetretenen Pfade. Alle sind auf der Suche nach neuen Wegen zum Leser, User, Zuschauer und Dialogpartner. Wer die Dynamik von Umbruchphasen liebt, ist in dieser Zeit genau richtig!

Wir als Herausgeber haben über Jahre hinweg angehende Journalistinnen und Journalisten auf ihrem Weg in den Beruf begleitet. Wir erleben täglich, wie groß ihr Gestaltungsdrang und ihre Kreativität sind. Aber auch wie ausgeprägt der Anspruch ist, mit und in ihrem Beruf etwas zu bewegen. Angetrieben von dem Bewusstsein, etwas Sinnvolles, etwas Wichtiges zu tun.

Das ist aber nur die eine Seite. Denn den jungen Berufseinsteigern wird genauso wie ihren Kollegen das Schlagwort »Lügenpresse« entgegengeschleudert. Sie erleben, dass Arbeitsplätze im Journalismus verloren gehen. Dass viele Einsteiger sich von Praktikum zu Praktikum hangeln. Und dass der Journalismus insgesamt in Frage gestellt wird. Denn er erlebt eine mehrfache Bedrohung. Nicht nur von den »Lügenpresse«-Skandierern, sondern auch von denen, die dem Bürgerjournalismus eine große Zukunft voraussagen und auf die sozialen Netzwerke setzen. Finden die Diskussionen der Zukunft nicht ohnehin nur noch in sozialen Netzwerken statt? Werden uns im Zeitalter der digitalen Transformation in Zukunft personalisierte Angebote von automatisierten Softwares angeboten? Macht das alles den unabhängigen, professionellen Journalismus, wie wir ihn kennen, mittelfristig überflüssig? Wir glauben: Nein.

Der qualitativ hochwertige Journalismus, der umfangreich und sachlich korrekt informiert, der meinungsstark kommentiert, ist notwendiger denn je. Er ist und bleibt Voraussetzung für eine funktionsfähige Demokratie. Wie sollten sich die Wähler ohne ihn ausreichend informieren können? Gerade der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf hat gezeigt, wie schwer für viele selbst Fake-News in den sozialen Netzwerken zu entlarven sind. Und wie erfolgreich selbst widerlegte Unwahrheiten Verbreitung fanden. Wie muss also dieser Journalismus gestaltet werden, dass er sein Publikum erreicht? Wie ist der Kampf um Aufmerksamkeit gegen die Flut an frei verfügbaren, aber ungeprüften Informationen in den sozialen Netzwerken zu gewinnen? Und wie wird Journalismus finanziert, wenn große Teile des Publikums nicht bereit sind, für aufwändige investigative Recherchen, für redaktionelle, geprüfte Qualität einen angemessenen Preis zu zahlen? Die Verunsicherung ist zu greifen.

In diesem Buch werden die Fragen nicht alle beantwortet. Es ist kein Lehrbuch. Es will auch nicht belehren. Es will jungen, kompetenten Journalistinnen und Journalisten eine Stimme geben. Sie machen sich Gedanken über ihren Beruf, unsere Gesellschaft, unsere Werte, ihre Zukunft. Über Themen also, die uns alle betreffen, auch wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit dem Journalismus nicht viel zu tun haben. Mal eher optimistisch, mal eher pessimistisch, aber in jedem Fall ist der Wunsch der Autorinnen und Autoren zu spüren, die Diskussion über die Zukunft des Journalismus mitzuprägen. Und auch der Glaube – trotz der Diskussion über das Postfaktische –, dass durch Hintergründe und Diskussion relevanter Themen etwas bewegt werden kann. Sie nehmen die Herausforderungen an. Sonst könnten sie ihren Beruf ja gleich an den Nagel hängen.

Aus dem Vorwort von Michael Steinbrecher und Günther Rager zum Buch „Meinung, Macht, Manipulation – Journalismus auf dem Prüfstand“, Westend-Verlag, 2017.